Der „Flotte Bursche“ – Franz von Suppé

Franz von Suppé kann man es zweifellos als Verdienst anrechnen, die Operette wirklich nach Wien gebracht zu haben.  Denn ab 1858 waren Jacques Offenbachs Singspiele auch in Wien bekannt – und allseits beliebt geworden. Suppé ließ sich davon zu eigenen Werken inspirieren, die diesem noch neuen Genre eine ganz spezifische – eben typisch wienerische Note gaben. (Würz, S. 10.)

Geboren wurde Franz von Suppé am 18. April 1819 im heute kroatischen Split. Damals gehörte die majestätische Küstenstadt seit einigen Jahren zum Königreich Dalmatien, einem der habsburgischen Kronländer. Die Familie des eigentlich als Francesco Ezechiele Ermenegildo Suppè geborenen Knaben war international. Die Vorfahren des Vaters stammten ursprünglich aus Belgien, die Mutter war Wienerin. Der kleine Franz war ein regelrechtes Wunderkind, er komponierte schon mit zehn Jahren und mit dreizehn schrieb er eine aufführbare Messe. 16-jährig kam Franz ans Wiener Konservatorium und wurde mit 21 Kapellmeister am Theater an der Josefstadt. Zwischen 1845 und 1862 wirkte er als Kapellmeister am Theater an der Wien (Würz, S. 11.) und ging dann ans Treumanntheater (www.geschichtewiki.wien.gv.at). 1860 veröffentlichte Franz von Suppé seine erste einaktige Operette „Das Pensionat“, die am Theater an der Wien ihre Uraufführung erlebte und als erste Wiener Operette überhaupt gelten darf (www.f-v-su.de). Die erste tatsächlich abendfüllende Operette kam aber erst mit „Fatinitza“ 1876. (Würz, S. 11.)

Der „Flotte Bursche“ gehörte zu den frühen Operetten Suppés. Das Libretto von Joseph Braun erzählt eine Geschichte aus dem Heidelberger Studentenmilieu. Die Burschen helfen darin mittels eines Tricks rund um ein falsches Gemälde einem jungen Handwerker dabei, von seinem geizigen Vormund das dringend für die Hochzeit mit seiner Liebsten notwendige Geld zu ergattern.

Zwischen dem „Pensionat“ 1860 und „Fatinitza“ 1876 brachte er mehrere kleine, einaktige Operetten auf die Bühne, die in Wien lebhaften Beifall fanden. (Würz, S. 11) Diese Werke machten aber immer nur einen Teil eines Theaterabends aus.

So kündigt etwa die zwischen 1859 und 1871 erscheinende Wiener Theater-, Kunst- und Musikzeitung „Der Zwischen-Akt“ für den um 19 Uhr beginnenden Theaterabend des 18. April 1863 zuerst die Uraufführung der Posse „Marioni arrostiti“ von  Moritz Anton Grandjean, dann die Uraufführung von Suppés der „Flotte Bursche“ an und zum Abschluss wurde noch das Lustspiel „Eine Ohrfeige um jeden Preis“ nach Philippe Dumanoir gegeben. (Zwischen-Akt, Nr. 98/1863) Die Vorstellung wurde als Benefizvorstellung zugunsten des beliebten und damals nicht mehr jungen Sängers, Schauspielers und Komikers Alois Grois gegeben, der auch in den ersten beiden Stücken selbst mitwirkte. (Zwischen-Akt, Nr. 98 u.  Recensionen Nr. 17/1863)

Wenige Tage danach konnte man sich über den künstlerischen Erfolg des Abends informieren – der, glaubt man den „Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik“, nicht wirklich berauschend gewesen sein soll. Die Posse von Grandjean wurde komplett verrisssen, Franz von Suppés Operette wurde schon etwas freundlicher aufgenommen. Das Publikum habe, so der Kritiker der Recensionen, die Operette sowohl mit Beifall als auch Zischen aufgenommen. Das „mannigfache Hübsche“ der Operette sei vom Publikum freudig anerkannt worden. Allerdings werden Suppés Musik und Brauns Geschichte auch kritisiert. Der „Flotte Bursche“ hätte mit „mehr musikalischer Erfindung“ ein höheres Niveau erreichen können, so aber biete er „wenig mehr als eine Kette bekannter schöner Studentenliedermotive, auf einem schwächlichen dramatischen Faden gereiht und von Charakteren getragen, welche eben nur durch die virtuosen Kräfte einer solchen Bühne vor dem Umfallen geschützt werden können.“ (Recensionen Nr. 17/1863)

Dass Publikum und Kritik aber nicht immer einer Meinung sein müssen, zeigt sich allein daran, dass der „Flotte Bursche“ trotzdem insgesamt an die 100 Aufführungen erlebte. (Letellier, S. XI) Heute ist Suppés Musik allerdings dennoch nicht mehr vollständig erhalten. Nur die Ouvertüre ist zur Gänze bekannt. (www.f-v-su.de)

Das Treumanntheater, an dem der „Flotte Bursche“ seine Uraufführung feierte, sollte übrigens diesen Theaterabend nur um wenige Wochen überleben. Denn das Theater war nur ein Provisorium aus Holz. Die Arbeiten an einem definitiven Theaterbau begannen zwar im Mai 1863 wurden aber nie mehr fertig gestellt, da das Theater schon im Juni des selben Jahres vollständig abbrannte. An seiner Stelle wurde wenige Jahre später das Hotel Métropole errichtet, das im Zweiten Weltkrieg traurige Berühmtheit als Zentrale der Gestapo erlangte. (www.geschichtewiki.wien.gv.at)

 

Bildnachweis:

Fritz Luckhardt (Fotograf), Franz von Suppé, Komponist, um 1885, Wien Museum Inv.-Nr. 67825, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/414013/)

 

 

 

Quellen und Infos:

 

Robert Ignatius Letellier, Franz Von Suppé : Overtures and Preludes,  Cambridge 2013.

Franz von Suppé/ Joseph Braun, Flotte Bursche, komische Operette in einem Acte, Libretto. Den Bühnen gegenüber als Manuscript gedruckt, Wien, 1868.

Anton Würz, Reclams Operettenführer, 24. Auflage, Stuttgart 2002.

 

Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik, Nr. 17, 26. April 1863)

Der Zwischen-Akt, Nr. 98, Samstag, 18. April 1863

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Supp%C3%A8

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Franz_von_Supp%C3%A8

https://www.f-v-su.de/operette-flotte-bursche

https://www.f-v-su.de/operette-pensionat

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Treumanntheater

https://de.wikipedia.org/wiki/Alois_Grois

https://orf.at/v2/stories/2377553/2377825/