Hofarchitekt sorgt für Architekturskandal

An den Werken Johann Ferdinands Hetzendorf zu Hohenberg lassen sich beinahe idealtypisch der architektonische Wandel des späten 18. Jahrhunderts – aber auch der gerade für Wien typische architektonische Konservatismus, der noch zahlreiche Architekten nach ihm zur Verzweiflung treiben sollte, nachverfolgen. Denn Hetzendorf von Hohenberg war noch in der barocken Architekturtradition geprägt worden. Doch in seinem Werk zeigen sich schon ausgesprochen moderne Ansätze, die – wenn der Bauherr es zuließ – durchaus auch beinahe radikal sein konnten.

Geboren wurde er als Johann Ferdinand Hetzendorfer, Sohn eines aus Sulzbach in der Oberpfalz stammenden Theatermalers. Über seine Kindheit und Jugend wissen wir wenig, möglicherweise wurde wie sein Vater er als Theatermaler ausgebildet. Hetzendorf besuchte die Wiener Akademie und ab 1755 sind eigenständige Werke Hetzendorfs bekannt.

Den ersten Auftrag des Hofes erhielt er mit 28 Jahren. Im Oktober 1760 wurde er beauftragt, die Festdekoration der Redoutensäle anlässlich der Hochzeit des damaligen Thronfolgers und späteren Kaiser Joseph II mit Isabella von Bourbon-Parma zu gestalten.

Ab 1765 war er bereits mit den Umbauten in Schloss Schönbrunn betraut, die Maria Theresia nach dem Tod ihres Gatten Franz Stephan in Auftrag gegeben hatte. Ein Jahr später wurde Hetzendorf mit dem Prädikat „von Hohenberg“ in den Adelsstand versetzt.

In Schönbrunn zeichnete er nicht nur für Umbauten und Ausgestaltungen verantwortlich sondern errichtete auch einige der heute bekannten Bauwerke des Schlossgartens, etwa den Neptunbrunnen oder die Römische Ruine. Die größte Bekanntheit erlangte aber wohl die in den frühen 1770er Jahren errichtete Gloriette. Bei diesem Bau zeigt Hetzendorf von Hohenberg bereits sehr deutlich den Übergang von der Idee des barocken Lusthauses zu einer frühklassizistischen Triumphbogen-Architektur.

Im Auftrag des Hofes war es Hetzendorf von Hohenberg aber freilich nicht möglich, revolutionäre neue Formen auszuprobieren. Diese Gelegenheit erhielt er wenige Jahre nach der Fertigstellung der Gloriette mit einem Auftrag des Bankiers und Industriellen Johann Graf Fries.

Denn mit dem Palais Fries (heute Palais Pallavicini) am Josephsplatz in Wien – der damals freilich noch Bibliotheksplatz – hieß, sorgte er schon 126 Jahre vor Adolf Loos mit seinem Bau am benachbarten Michaelerplatz für einen veritablen Skandal der modernen Architektur.

Nachdem das sich seit dem 16. Jahrhundert an diesem Platz befindliche Königinnenkloster von Joseph II aufgehoben worden war, wurde die Liegenschaft aufgeteilt und verkauft. Einen Teil davon erwarb Johann Graf Fries und ließ von Hetzendorf von Hohenberg ein für seine Zeit hypermodernes Palais errichten. Dieser erste wirklich klassizistische Bau in Wien mit seiner bewusst strengen, fast schmucklosen Fassade und einer „Verlegung“ der Belleetage in den 2. Stock traf so gar nicht den Geschmack der Wiener. Ja, ein solcher Bau, noch dazu vis-a-vis der kaiserlichen Hofbibliothek, war für die Wiener schlicht untragbar.

1786 lenkten die Reichsgrafen Fries daher ein und beauftragten den Bildhauer Franz Anton Zauner mit der Schaffung des noch heute sichtbaren Karyatiden-Portals. Die großen Vasen die nach dem Entwurf Hetzendorfs von Hohenberg ursprünglich vor dem Portal hätten stehen sollen, kamen nach Schloss Vöslau, wo sie heute noch zu bewundern sind.

Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg arbeitete weiter in Wien, wo er auch mehrfacher Hausbesitzer war, aber auch in Niederösterreich und Tschechien weiter. Der widersprüchliche Architekt starb im Dezember 1816 in seinem Haus am Ballhausplatz.

 

 

Quellen und Infos:

 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Johann_Ferdinand_Hetzendorf_von_Hohenberg

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Ferdinand_Hetzendorf_von_Hohenberg

http://www.architektenlexikon.at/de/1105.htm

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Pallavicinipalais

https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Pallavicini

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Johann_Fries

https://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_von_Fries

http://www.palais-pallavicini.at/geschichte.html

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Pallavicinipalais?uselayout=mobile

https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_V%C3%B6slau

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gloriette