Blüten im Dezember
Einen Hauch von Frühling im Dezember versprüht der Brauch der am heutigen Tag geschnittenen Barbara-Zweige – und der 4. Dezember als Namenstag Barbaras gehört sicher zu den bekanntesten Namensfesten.
Dabei war das Namensfest der Heiligen seit dem zweiten Vatikanischen Konzil nicht mehr im offiziellen Festkalender der katholischen Kirche aufgeführt, sondern nur mehr in regionalen Festkalendern. Mittlerweile wurde sie wieder in das Martylogium Romanum, das Verzeichnis der Heiligen und Seligen aufgenommen.
Die Ursache dafür mag darin begründet liegen, dass die Lebensdaten von Barbara im Gegensatz zu denen vieler anderer Heiliger mehr legendenhaft denn belegbar sind. Angeblich soll sie eine junge Frau im Kleinasien des 3. Jahrhunderts gewesen sein, die von ihrem Vater aus Eifersucht in einen Turm gesperrt worden war. Dieser Turm ist daher auch das Attribut der Heiligen, die als Barbara mit dem Turm neben Margarethe mit dem Wurm und Katharina mit dem Radl als eines der „drei heiligen Madl“ zu den 14 Nothelfern gehört.
Die legendäre Barbara soll sich während einer Reise des Vaters zum Christentum bekehrt haben was diesen so erzürnte, dass er ihr nach dem Leben trachtete und die tugendsame Tochter vor ihm durch einen Felsspalt flüchtete, der sich eigens für sie auftat. Daher ist sie noch heute die Patronin der Bergleute und auch in vielen Bereichen der Metallverarbeitung (da das Erz ja aus dem Berg stammt) wird sie als Schutzpatronin verehrt.
Die Flucht allerdings wurde verraten und Barbara gefangen genommen. Ihr eigener Vater ließ sie foltern und enthaupten – was ihm allerdings nicht gut bekam – er wurde vom Blitz erschlagen.
Die Heilige wurde trotz ihrer nicht gesicherten Lebensdaten schon im frühen 8. Jahrhundert verehrt und entwickelte sich im Mittelalter zu einer der bekanntesten und beliebtesten Heiligen. Noch heute findet sich in fast jedem Stollen eine Heilige Barbara und auch zahlreiche Kirchen und Kapellen sind ihr geweiht.
In Wien ist die Barbarakirche in der Postgasse heute die Hauptkirche der griechisch-katholischen Kirche. Errichtet allerdings wurde sie als Barbarakapelle des damaligen Jesuitenkonvikts. In dieser Funktion wird sie erstmals im Jahre 1573 erwähnt. Der heutige Baubestand geht auf ein um 1650 errichtetes Konviktsgebäude der Jesuiten zurück. Die Jesuiten wurden allerdings 1773 aufgehoben und die Kirche benötigte eine neue Verwendung. Daher wurde sie zwei Jahre später von Maria Theresia den Katholiken des byzantinischen Ritus zur Verfügung gestellt und hier auch ein Seminar der griechisch-katholischen Kirche eingerichtet (Barbareum). Selbiges wurde allerdings bereits 1784 wieder aufgehoben und im Zuge der Josephinischen Reformen bei St. Barbara eine Pfarre eingerichtet. Die ursprünglich freistehende Kirche ist heute fast zur Gänze vom Gebäude der Generalpostdirektion umschlossen. Derzeit ist die romanisierende Fassade aus dem 19. Jahrhundert von Eduard Sprenger nur zum Teil zu sehen, da die Kirchenfassade ebenso wie das ehemalige Hauptpostgebäude saniert wird.
Den Brauch der Barbarazweige leitet man übrigens von Zweigen ab, die sich auf der Flucht in ihrem Kleid verfangen und in der Gefangenschaft zu blühen begonnen haben sollen. Es wird daher noch heute als glückverheißend für das neue Jahr gesehen, wenn die kahlen Zweige, die man eben am Tag der heiligen Barbara von den Obstbäumen schneidet bis Weihnachten zu blühen beginnen.