Wer kennt den „Krummen Teufel“?

Bei der Frage nach dem „Krummen Teufel“ oder gar dem „Neuen krummen Teufel“ geht es keineswegs um Okkultes, wie man vielleicht vermuten könnten – sondern um Musik, genauer gesagt um die erste Oper Joseph Haydns!

Am 24. November 1759 soll die neuere der beiden Fassungen, also „Der neue krummer Teufel“ seine Uraufführung erlebt haben.[1] Ob dieses denkwürdige Ereignis im Kärntnertor-Theater oder doch im damaligen Burgtheater stattgefunden hatte, wissen wir nicht.[2]

Wann genau Haydn seine erste Oper komponierte, wissen wir heute nicht mehr, es muss jedenfalls Anfang der 1750er Jahre gewesen sein,[3] zu einer Zeit als er jedenfalls noch im sogenannten Großen Michaelerhaus wohnte. Fünf Jahre ab 1751 lebte Haydn dort, nachdem er wegen des Stimmbruchs aus dem Chor der Wiener Sängerknaben geflogen war.

Dieses Quartier allerdings erwies sich für den jungen Mann als Glücksfall, denn hier zog kurz nach dem jungen Haydn – er war erst knapp 19 -  der Gesangslehrer Nicola Antonio Porpora ein, der Haydens Talent „entdeckte“. Im selben Haus wohnte gleichzeitig auch der zu seiner Zeit hochberühmte Pietro Bonaventura Metastasio. Als er Haydens Nachbar war, war er schon seit über 20 Jahren kaiserlicher Hofdichter und setzte sich wie Porpora für den jungen Musiker ein.[4]

Doch die Komposition seiner ersten Oper hat Hayden weder Metastasio noch Porpora zu verdanken, sondern einem zu der Zeit berühmten Wiener Komiker. Haydn soll ungefähr 21 Jahre alt gewesen sein, als er den Krummen Teufel komponierte. Er hatte zuvor für die Gattin des berühmten Schauspielers und Komikers Johann Joseph Felix von Kurz, genannt Bernardon, ein Ständchen geschrieben. Doch dieses beeindruckte nicht so sehr die schöne Dame, als deren Gatten, der darauf Hayden animierte, ihm eine Oper zu schreiben.[5]

Zu der Zeit war Bernardon wohl auch selbst in einer Zeit des Umbruchs – geht man davon aus, dass Haydn zum genannten Zeitpunkt tatsächlich 21 Jahr alt war, wir uns also mit unserer Geschichte im Jahre 1753 befinden, dann war der allseits beliebte Bernardon eben ein Opfer von Maria Theresias Reformpolitik geworden. Maria Theresia hatte für das Theater die Zensur eingeführt – und damit das Stegreifspiel verboten. Im ersten Übertretungsfalle drohte lediglich ein Verweis, ein Wiederholungstäter musste mit zwei Wochen Arrest rechnen und bei einer dritten Wiederholung war gar mit lebenslänglichem Festungsarrest zu rechnen.[6]

Kurz jedenfalls schrieb nun den Text zu  Haydns erster Oper, die aber nur zwei Mal – wenn auch mit großem Erfolg  - aufgeführt wurde. Die Zusammenarbeit muss aber durchaus unterhaltsam gewesen sein. Ein früher Biograf Haydns beschreibt etwa eine Szene, in der Bernardon sich bäuchlings auf mehrere Stühle legte, um Schwimmbewegungen zu imitieren und so Haydn die Szenerie zu verdeutlichen bei der der wohl parodierte, hinkende Direktor des Wiener Hetztheaters, Giuseppe Afflisio, versuchte, den Fluten zu entrinnen. Haydn ließ sich davon auch tatsächlich inspirieren und komponierte die dazugehörige Musik in einem von Bernardon begeistert aufgenommenen 6/8 Takt.[7]

Allerdings schien Bernardon auch als Librettist erneut anzuecken – die Oper wurde nach zweimaliger Aufführung[8]„wegen beleidigender Anzüglichkeiten im Text“ verboten.[9]

Wenige Jahre später -eben am 24. November 1759 - erblickte dann der „Neue krumme Teufel“ das Licht der Opernbühnen. Er war wohl eine überarbeitete Neufassung des ersten „Krummen Teufels“. Doch für beide ist zwar wohl der Text Bernardons erhalten – nicht aber die Musik obwohl die Partitur in mehreren Fassungen existierte.[10] Vielleicht können wir uns also in den nächsten Jahren auf eine musikalische Sensation – die Wiederentdeckung von Joseph Haydens erster Oper freuen!

 

 

 

 

Quellen und weitere Infos:

Albert Christoph Dies, Biographische Nachrichten von Joseph Haydn, Wien 1810.

Rolf Fath, Reclams Opernführer, Stuttgart 2017.

Georg August Griesinger, Biographische Notizen über Joseph Haydn, Leipzig 1810.

Daniel Heartz, Haydn und Gluck im Burgtheater um 1760: Der neue krumme Teufel, Le Diable à quatre und die Sinfonie ”Le soir”. In: Bericht über den Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongress, Bayreuth 1981.

Isidor Proschko, Maria Thresia, Wien 1876.

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gro%C3%9Fes_Michaelerhaus



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/24._November#Politik_und_Weltgeschehen [2] Heartz, S. 121.[3] Fath, S. 86. [4] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gro%C3%9Fes_Michaelerhaus[5] Dies, S. 41ff.[6] Proschko, S. 166.[7] Griesinger S. 18f.[8] Griesinger gibt drei Aufführungen an.[9] Dies S 41.[10] Haertz, S. 120f.