Österreich wird rot-weiß-rot

Noch heute wird sie gerne erzählt, die Legende von der Entstehung des rot-weiß-roten Bindenschilds, der letztlich die Grundlage für unsere heutige Flagge bildet. Dieser Überlieferung nach soll der Österreichische Herzog Leopold V während eines besonders heroischen Kampfes im Zuge der Belagerung von Akkon seinen Waffenrock dermaßen mit Blut besudelt haben, dass dieser, als der Herzog schließlich seinen Gürtel abnahm, eben die Farben rot-weiß-rot zeigte. Fortan, so die Mähr, soll der Herzog diese Farben zu den Farben seines Hauses gemacht haben.

Diese Geschichte mag zwar sehr imposant klingen und sie wird auch bereits seit dem Ende des 14. Jahrhunderts zur Erklärung der österreichischen Wappenfarben herangezogen - doch muss sie heute klar ins Reich der Legende verwiesen werden. Eher scheint nunmehr gesichert, dass die Farben rot-weiß-rot auf den Enkel Leopolds V, auf den letzten Babenberger Friedrich II zurückgehen, auch wenn heute ungeklärt ist, woher er die Inspiration für sein neues Wappen nahm. Die wahrscheinlichste Erklärung ist heute wohl, dass das rot-weiß-rote Schild auf die Farben der Eppensteiner zurückgeht. Diese im Mittelalter bedeutende Familie starb 1122 aus und ihre Länder – und mit ihnen wohl auch das Banner – wurden über die steirische Familie der Traungauer, die wiederum 1192 ebenfalls von der Bühne der Geschichte verschwanden, an die Babenberger weitergegeben.

Zum ersten Mal gesichert öffentlich gezeigt wurden die Farben rot-weiß-rot von einem Babenberger jedenfalls am 2. Februar 1232. An diesem Tag fand in der Schottenkirche in Wien die Schwertleite des jungen Herzogs zusammen mit der anderer junger Adeliger statt. Die Turnierkleidung des herzoglichen Gefolges zeigte nun die Farben rot und weiß.

Friedrich hatte den Bindenschild allerdings schon davor benutzt. Überliefert ist ein Herzogssiegel an einer Urkunde, die Friedrich II am 30. November 1230 für das Stift Lilienfeld ausstellte. Allerdings sind auf diesem Siegel keine Farben zu sehen. Auffällig ist an dieser Verwendung des neuen Wappens, dass diese nur knapp vier Monate nach dem Tode von Friedrichs Vater Leopold VI erfolgte.

 

Warum sich der junge Fürst entschieden hatte, ein neues Siegel zu verwenden, ist nicht bekannt. Eine immer wieder zitierte Erklärung lautet, dass er verhindern wollte, dass die Kuenringer, die sich des fürstlichen Schatzes bemächtigt hatten, das bei den Schätzen befindliche herzogliche Siegel widerrechtlich verwenden würden. Tatsächlich gab es am Beginn der Herrschaft Friedrichs in den österreichischen Ländern ein Zerwürfnis mit dem Ministerialengeschlecht der Kuenringer. Doch die Kuenringer Brüder Hadmar und Heinrich traten bei der oben erwähnten Urkunde für das Stift Lilienfeld noch als Zeugen auf – diese muss also – inklusive der Verwendung des Bindenschildes im Herzogssiegel - vor dem angesprochenen Zerwürfnis ausgestellt worden sein. Allerdings sprechen auch andere Quellen von einem Raub des Schatzes, ohne aber die Kuenringer damit in Zusammenhang zu bringen.

Es ist daher vielleicht eine Möglichkeit, dass Friedrich II tatsächlich eine missbräuchliche Verwendung des alten Siegels verhindern wollte. Es kann aber auch sein, dass ein junger Fürst – Friedrich war beim Tod seines Vaters gerade einmal 19 Jahre alt – damit den Neuanfang seiner eigenständigen Herrschaft signalisieren wollte. Seine wirklichen Motive werden wir wohl niemals erfahren.


Quellen und Infos:

Karl Lechner, Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich, Wien/Köln/Weimar 1992

Stadtchronik Wien, Wien 1986.

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Österreich)

https://de.wikipedia.org/wiki/Bindenschild

https://austria-forum.org/af/AEIOU/Bindenschild