Der Bruder im Schatten
Daher hatte der im heute französischen Lunéville geborene hatte Karl Alexander auch eine starke Verbindung zu Wien. Hatte er seine Jugendzeit noch in Lothringen zugebracht, musste er seine Heimat 1736 anlässlich der Heirat seines Bruders mit Maria Theresia für immer verlassen und im Gefolge des Bruders nach Wien gehen.
Doch es war keine „Vertreibung“ im eigentlichen Sinne - es war ein regelrechtes Länderkarussell, das sich in jenen Jahren um die Familie Lothringen zu drehen begonnen hatte. Obwohl natürlich Karl Alexander kein Mitsprachrecht zukam, sogar Franz Stephan als regierender Herzog von Lothringen wurde bei den Verhandlungen meist außen vor gelassen.
Denn für die Zustimmung Frankreichs zur Pragmatischen Sanktion und zur Heirat Franz Stephans mit der habsburgischen Erbtochter Maria Theresia bedurfte es dieses Opfers: Im Zuge des polnischen Erbfolgekrieges verlangte der Französische König als Preis für seine Zustimmung, dass das Herzogtum Lothringen an seinen Schwiegervater Stanislaus I. Leszczyński gehen müsse, nach dessen Tod solle es dann endgültig an Frankreich fallen. Im Austausch dafür sollten die nun heimatlosen Lothringer das Großherzogtum Toskana erhalten. Zu diesem Zeitpunkt war das aber noch gar nicht frei. Doch die Widerstände aus dem Hause Lothringen wurden vom Tisch gefegt – Franz Stephan mit der Formel „Keine Abtretung, keine Erzherzogin“ unter Druck gesetzt und Karl Alexander konnte sich dem allen ohnehin nur fügen.
In Wien allerdings sollte er auch seine zukünftige Gattin kennenlernen, nämlich Maria Thresias jüngere Schwester Maria Anna, die er im Jänner 1744 heiratete. Die Ehe dauerte allerdings weniger als ein Jahr, denn schon im Dezember verstarb die junge Ehefrau an den Folgen einer Totgeburt.
Karl Alexander widmete sich nun der Politik, dem Heer und der Kunst. Bis zu seinem Tode übte er das Amt eines Generalgouverneurs der Niederlande aus, ohne allerdings immer in Brüssel zu residieren. So unterstützte er etwa 1747 bis 1749 seine Schwägerin Maria Theresia bei der Reform ihrer Armee. Auch im Siebenjährigen Krieg kämpfte er im Dienste der Kaiserin.
1761 wurde er dann zum Hochmeister des Deutschen Ordens – nicht ohne Druck von Wien, wollte man auf diese Weise doch dem Bruder und Schwager eine entsprechende Position verschaffen. Denn mit dem Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens war gleichzeig auch ein Sitz unter den Reichsfürsten gewährleistet.
Dennoch war das Amt für Karl Alexander kein bloßer Titel zwecks Standeserhöhung, er führte seine Pflichten durchaus gewissenhaft aus. Wie sein Bruder hatte er ein Gespür für Wirtschaftliches und kümmerte sich um die Sanierung der Ordensfinanzen.
Das Amt behielt er bis zu seinem Tode 1780, obwohl er schon Jahre zuvor seinen Neffen Maximilian Franz, den jüngsten Sohn seines Bruders und seiner Schwägerin Maria Theresia, zum Koadjutor erwählen ließ, der ihm dann auch als Hochmeister nachfolgen sollte.
Quellen und weitere Infos:
Renate Zedinger (Hrsg.), Lothringens Erbe. St. Pölten 2000.
https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Karl_Alexander_von_Lothringen
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Alexander_von_Lothringen
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_I._Stephan_(HRR)#Wechsel_von_Lothringen_in_die_Toskana
https://de.wikipedia.org/wiki/Hochmeister
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Orden#Hauptsitze_und_Archive_des_Ordens
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Deutschordenshaus